Berufsverband Soziale Arbeit Schweiz

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Dezember - Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Gesellschaft

SozialAktuell Dezember:
Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Gesellschaft

Die Soziale Arbeit differenziert sich weiter aus, professionalisiert sich, hilft Einzelnen und/oder beseitigt die Probleme der Gesellschaft... Nun: Welche Rolle hat die Soziale Arbeit in der Gesellschaft? Welche Rolle soll sie innehaben? Braucht es eine Re-Politisierung der Sozialen Arbeit? Welche Auswirkungen auf ihre Rolle hat es, wenn sich die Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession sieht? Welche Auswirkungen auf die Soziale Arbeit hat die aktuell herrschende neoliberale oder neokonservative Politik? Ist die Soziale Arbeit ein Teil der Lösung oder Teil des Problems? Lässt sie sich gar durch die Politik instrumentalisieren? Hat sich die Soziale Arbeit einzumischen? All diesen Fragen und noch einigen mehr gehen die AutorInnen des vorliegenden Schwerpunktes nach. Dabei geht es nicht darum, die gestellten Fragen abschliessend zu beantworten. Dies kann nicht durch einzelne Personen geschehen. Dazu braucht es einen breiten Diskurs unter uns Professionellen der Sozialen Arbeit. Mit den teilweise pointierten und kritischen Aussagen laden wir Sie ein, mitzudenken und mitzudiskutieren. Unserer Meinung nach kann Soziale Arbeit nicht nicht politisch sein.

 

Aktuell

«Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die Grundrechte geschützt werden»

Von Ursula Binggeli

Am 28. November wurde in der Schweiz das 40-Jahr-Jubiläum der Ratifizierung der Europäischen Menschenrechtskonvention EMRK gefeiert. Am 10. Dezember begehen wir den Internationalen Tag der Menschenrechte. Gleichzeitig rufen rechte Politiker dazu auf, die EMRK zu kündigen, weil sie den Volkswillen einschränke. Laura von Mandach, Soziologin und Präsidentin von Amnesty International Schweiz, sieht das ganz anders. Sie findet die Menschenrechte für jeden und jede so wichtig wie die Luft zum Atmen.

Schwerpunkt

Re-Politisierung der Sozialen Arbeit!?

Von Armin Eberli und Martin Müller

Sparübungen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene werden auf dem Buckel der Schwächsten ausgetragen. AdressatInnen der Sozialen Arbeit werden zunehmend gesellschaftlich ausgegrenzt. Die Soziale Arbeit kommt zunehmend unter Druck. Doch wo bleiben die kritischen Stimmen, das politische Engagement, die aktive Einmischung der Professionellen der Sozialen Arbeit?

Soziale Arbeit: Teil der Lösung oder Teil des Problems?

Von Monika Wohler im Gespräch mit Christian Reutlinger

«Das Kunsthandwerk der SA: Prozesse initiieren, moderieren, kommunizieren, gestalten, abbrechen, aufbauen, wiederaufnehmen – und doch – was ist das Werk oder worin besteht die Kunst des Helfens? (…) mach(t)en und herrschen, um Herrschaft zu begrenzen, aufzuweichen, umzukehren, auszuüben, abzugeben, überflüssig zu machen, zu erweitern …» (Meier Kressig u. a. 2014, 24/25 und 124/125 aus der Festschrift zur Pensionierung von Monika Wohler).

Sichtweisen für eine menschengerechte Gesellschaft

Von Beat Schmocker

Die Soziale Arbeit dürfte in der Gesellschaft eine bedeutendere Rolle spielen, als sie es aktuell tut. Mit ihrer Sichtweise auf die Dinge, präzise artikuliert, liessen sich Antworten auf drängende soziale Fragen finden. Der Berufskodex (BK) Soziale Arbeit Schweiz bietet einen Denkrahmen, der dies vorbereiten hilft. Dessen Kern ist das Tripelmandat der Sozialen Arbeit.

Leben mit Menschenrechten – Leben für Menschenrechte

Von Daniela Duff, Thomas Vollmer

Menschenrechte erheben den Anspruch universell gültig zu sein. Ein Geltungsanspruch, der angesichts der Vielfalt von Kulturen und regionalen Besonderheiten anspruchsvoll ist und gleichzeitig die Frage aufwirft, wie praktisches Handeln im Sinne der Menschenrechte aussehen kann.

Zum Einsatz von Freiwilligen in der Sozialen Arbeit

Von Ruth Gurny

Der Beitrag analysiert ausgewählte Voraussetzungen und Wirkungen des Einsatzes von Freiwilligen im Bereich der Sozialen Arbeit. Eine kritische Distanz zur Propagierung der Freiwilligenarbeit ist angezeigt.

Wie die neoliberale Politik die Soziale Arbeit herausfordert

Von Ueli Mäder

Im Jahre 1972 gab es in der Schweiz insgesamt 106 Arbeitslose. Ein politischer Liberalismus dominierte. Er postulierte den sozialen Ausgleich und eine soziale Marktwirtschaft. Heute herrscht mehr ein neoliberaler Finanzkapitalismus, der soziale Gegensätze forciert und legitimiert. Was bedeutet das für die Soziale Arbeit?

Eine Ökonomie für das Wohl aller

Von Susanne Meier und Manuela Seebacher

Unternehmen und Menschen, die im Social-Profit-Bereich arbeiten, haben oft ein entscheidendes Problem: Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind kaum mess- sowie darstellbar. Eine junge Bewegung aus Österreich zeigt nun, dass es auch anders geht. Die Gemeinwohl-Ökonomie stellt Werte in den Mittelpunkt, die in unserem aktuellen Wirtschaftssystem kaum Beachtung finden, und rückt auf diese Weise den Menschen und die Umwelt in den Fokus aller ökonomischen Bemühungen.

Interkulturelle Öffnung und unterschiedliche Menschenbilder

Von Nathalie Pasche, Esteban Piñeiro und Martina Koch

Bestrebungen und konkrete Massnahmen einer interkulturellen Öffnung finden sich in unterschiedlichen Verwaltungsdokumenten. Erste Ergebnisse eines Forschungsprojektes zeigen, dass die darin skizzierten Menschen- und Gesellschaftsbilder mit dem Professionsideal der Sozialen Arbeit kollidieren.

Über kritische Soziale Arbeit

Von Kriso – Forum für kritische Soziale Arbeit

Die Soziale Arbeit gerät in Zeiten der neoliberalen Neuausrichtung des Sozialstaats zunehmend unter Druck. Das verlangt nach einer kritischen Positionierung, Organisierungsvorschlägen und nach der Erarbeitung einer Perspektive.

Plattform

Sozialfirmen und ihre vielfältigen Aufgaben

Von Bernadette Wüthrich, Daniel Zöbeli und Domenico Ferrari

In der gegenwärtigen Diskussion rund um Sozialhilfe und sozialpädagogische Massnahmen sind auch Sozialfirmen in den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen geraten. Undifferenziert und wider besseres Wissen werden diese oft als Profiteure des sozialen Sicherungssystems bezeichnet. Tatsächlich ist das öffentliche Bewusstsein über Sozialfirmen und deren vielfältige Aufgaben gering. Erste Zwischenergebnisse eines nationalen Forschungsprojekts liegen nun vor und sollen helfen, die Faktenlage zu verbessern.

Übersetzerfunktion der Sozialen Arbeit

Von Elias Bernet

In einer differenzierten, pluralistischen Gesellschaft lassen sich viele Probleme nicht mehr eindimensional lösen. Deshalb braucht es Leute, die über hinreichend komplexe Menschbilder verfügen und Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen können. Eine Aufgabe der Sozialen Arbeit in der Gesellschaft sehe ich deshalb in einer Art Übersetzungsleistung, um die Hintergründe von verschiedenen Verhaltensweisen, Interessen und Bedürfnissen sichtbar zu machen.

Palliative Care braucht die Unterstützung der Sozialen Arbeit

Von Ernst Richle

Das Versorgungskonzept der Palliative Care hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark entwickelt. Noch immer aber sind die benötigten Hilfen nicht genügend legitimiert. Fragen zur Finanzierung bleiben zu klären. Dies sind Aufgaben auch für die Soziale Arbeit.

November - Soziale (Aus-) Bildungsvielfalt

SozialAktuell November:
Soziale (Aus-) Bildungsvielfalt

Die im Bereich der Sozialen Arbeit angestellten Menschen verfügen über Abschlüsse vieler verschiedener Ausbildungsgänge. Gleichzeitig bringen einige (viele?) keine spezifische Ausbildung auf diesem Gebiet mit. Hier, in diesem Heft, möchten wir darauf eingehen, wie auf unterschiedlichen Ebenen mit der Diversität von Ausbildungen und Auszubildenden umgegangen wird. Die Ausbildungen im Bereich der Sozialen Arbeit sind in das Schweizerische Berufsbildungssystem integriert. Es gibt die von Fachhochschulen FH (Tertiärstufe A) verliehenen Abschlüsse Bachelor und Master und die Abschlüsse der Höheren Fachschule HF (Tertiärstufe B). In der Praxis werden die Tertiärabschlüsse oft noch gleichwertig behandelt bezüglich Anstellungsbedingungen und Lohn. Der Sog der zunehmenden Professionalisierung im Tertiärbereich (und die damit verbundene „Verteuerung“ des Personals) hat die Türe geöffnet für Sekundarstufe II Abschlüsse (Attest Gesundheit und Soziales / Lehre), Berufsleute mit tieferen Lohnkosten. Wie wird nun in Institutionen mit der Vielfalt von Angestellten und ihren Abschlüssen umgegangen? Weiter interessierte es uns, wie die Fachhochschulen und die Höheren Fachschulen mit der Vielfalt von Studenten umgehen und den Austausch mit der Praxis gestalten. Wir finden, ein Abschluss in Sozialer Arbeit ist notwendig für alle im Sozialbereich tätigen Personen. Die Arbeit ist unabhängig von den vielseitigen Tätigkeitsfeldern sehr anspruchsvoll. Eine entsprechende Ausbildung muss der Komplexität des Alltags und verschiedenen Ansprüchen von Klienten, Versorgern, Angehörigen und anderen unbedingt gerecht werden.

Aktuell

Der lange Weg zur Inklusion

Von Ursula Binggeli

Anfang 2014 ist das Behindertengleichstellungsgesetz BehiG zehn Jahre alt geworden, und im Mai dieses Jahres unterzeichnete die Schweiz die UNO Behindertenrechtskonvention. Was können Leitplanken dieser Art bewirken, und was nicht? Fünf Organisationen der Behindertenselbsthilfe geben Einblick in die Alltagsrealitäten ihrer Mitglieder.

Schwerpunkt

Standardisierung versus Differenzierung

Von Gisela Hauss

Die Praxisfelder der Sozialen Arbeit sind vielfältig. Gleichzeitig sind die Ausbildungsgänge im Hinblick auf Leistungsanforderungen und Koordination mit internationalen Entwicklungen zu gemeinsamen Standards verpflichtet. Wie koordinieren die aktuellen Professionalisierungsbestrebungen die Ausdifferenzierung mit der Standardisierung?

Entwicklung einer professionellen Identität

Von Kathrin Eichenberger

Nach Jahren der Neustrukturierungen von Ausbildungen und Studiengängen für soziale Berufe und damit einhergegangenen intensiven Anstrengungen stehen wir in der Schweiz einer Vielzahl von Lehrgängen und Abschlüssen auf unterschiedlichen Ausbildungsniveaus und mit unterschiedlichem Spezialisierungsgrad gegenüber. Sie umfasst beispielsweise Bachelor- und Masterabschlüsse der Sozialen Arbeit, Dissertationen in Erziehungswissenschaften, KleinkinderzieherInnen, ArbeitsagogInnen und Fachpersonen Betreuung (z. B. Renold, Walther Weger, 2013, S. 69 ff.).

Umgang mit unterschiedlichen Ausbildungen in der OKJA

Von Marco Mettler

Als Leiter der Kinder- und Jugendfachstelle Region Konolfingen bin ich es gewohnt, Mitarbeitende mit unterschiedlichen Ausbildungen in der Sozialen Arbeit im Team zu haben. Nicht nur, weil die Fachstelle nebst der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) auch noch Schulsozialarbeit anbietet, sondern weil die OKJA in der Deutschschweiz schon immer ein Feld mit unterschiedlichen Einflüssen war und ist (vgl. Reutlinger 2013: 18).

Praxis und Hochschule als gleichberechtigte Lernorte

Von Stephan Kösel und Marc Goldoni

An der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW ist die Praxisausbildung integrierter Bestandteil des Bachelor-Studiums. Die Studierenden erleben zeitnah die beiden Lernorte Hochschule und Praxisorganisation. Sie relationieren Theorie und Praxis dabei auf eine besondere Weise indem sie die unterschiedlichen Anforderungen verarbeiten (vgl. Kösel 2014: 249 ff.).

Kernkompetenzen im Master in Sozialer Arbeit

Von Esther Forrer Kasteel, Anna Maria Riedi, Annina Tischhauser und Karin Werner

Soziale Arbeit kann an Schweizer Universitäten kaum mehr studiert werden. Daher kommt den Masterstudiengängen an den Fachhochschulen immer mehr Bedeutung zu. Eine Evaluationsstudie im Längsschnitt untersucht die Kompetenzentwicklung im Kooperationsmasterstudiengang der Fachhochschulen Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich sowie deren Passung auf die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.

Vielfalt im Hochschulkontext

Von Maritza Le Breton, Annette Lichtenauer und Zuzanna Kita

Vielfalt und Heterogenität gelten in Zeiten von Globalisierung als zentrale gesellschaftliche Herausforderungen, womit sich Politik, Wirtschaft, aber auch die Wissenschaft zunehmend auseinandersetzen (Riedmüller/Vinz 2009). Auch im Bildungskontext stellen Heterogenität und damit verbunden die Entwicklung von diversitätsgerechten Ansätzen in der Schule sowie auch im tertiären Bildungsbereich seit geraumer Zeit ein viel debattiertes Thema dar. In Bezug auf das (Fach)Hochschulstudium und die Situation der Studierenden hinsichtlich Diversität und deren Gestaltung lässt sich jedoch ein grosser Forschungs- und Handlungsbedarf feststellen (vgl. auch Krell et al. 2007).

HF Kindererziehung – ein Kind der Sozialpädagogik?

Von Heinz Wohnlich und Thomas Roth

Seit einigen Jahren bilden zwei höheren Fachschulen (HF) ihre angehenden Berufsleute in den beiden Studiengängen Sozialpädagogik und Kindererziehung gestützt auf eine kompetenzorientierte Bildungskonzeption aus. Die Berufs-, Fach und Fortbildungsschule Bern (BFF) seit 2010, Agogis seit 2012. Was die Agogis als «integrierte Bildungskonzeption (IBK)» bezeichnet, nennt die BFF «tronc commun».

Plattform

Gehört denn Politisieren zu unserem Job?

Von Eva Schümperli-Keller

Nimmt die Soziale Arbeit Einfluss auf die Politik? Hat sie gar ein politisches Mandat? Diese Fragen werden immer wieder und durchaus kontrovers diskutiert. Franziska Helfer und Stéfanie Saxer gingen der Sache in ihrer gemeinsamen Bachelor-Arbeit auf den Grund.

Geld allein macht nicht gesund

Von David Lätsch

Durch die leeren Gänge der Hochschule fegen abends einzig die Putzfeen. Diese sind für den Autor bevorzugte Gesprächspartnerinnen: «Was würden Sie tun, um die Gesundheit von Arbeitslosen zu fördern?» «Ihnen mehr Geld geben!», hiess es nach kurzer Bedenkzeit. Darüber musste der Forscher eine Weile nachdenken. Aber recht gab er der Frau am Ende nicht.

Oktober - Sexueller Missbrauch

SozialAktuell Oktober:
Sexueller Missbrauch

«Der Sozialtherapeut H. S. missbrauchte mehr als 100 Kinder in verschiedensten Heimen. Der Schulsozialarbeiter T. B. wird verdächtigt, 20 Knaben missbraucht zu haben.» Diese beiden Fälle haben in jüngster Zeit die schweizerische Öffentlichkeit und die Fachwelt der Sozialen Arbeit erschüttert. Auch wenn bei solch schwierigen und emotional besetzten Themen die Gefahr von Überreaktion, von kurzfristiger Aufgeregtheit und Skandalisierung mit anschliessender erneuter Tabuisierung besteht, hat das Ganze auch eine nützliche Seite. Viele soziale Institutionen, Führungsverantwortliche und sozial Tätige, wir alle wurden dazu gezwungen, uns ernsthaft mit der Prävention von und dem Umgang mit sexueller Ausbeutung im professionellen Kontext zu befassen. Uns ist bewusst, dass der überwiegende Anteil im privaten Umfeld stattfindet. Trotzdem fokussieren wir auf den beruflichen Kontext. Denn hier bestehen trotz fachlicher Diskussion und Prävention nach wie vor Unsicherheiten. Darf ich als Sozialpädagoge ein weinendes Kind auf den Schoss nehmen? Worauf soll ich als Heimleiterin beim Einstellungsgespräch achten? Und besteht bei all den Reglementen und Standardisierungen nicht die Gefahr, dass wir im Alltag an Authentizität, Spontanität und menschlicher Nähe verlieren, auf welche gerade unsere schwächsten KlientInnen und Betreuten ganz besonders angewiesen sind? Wir haben versucht, relevante Stimmen und zentrale Aspekte in dieser Nummer zu versammeln. Lesen Sie unbedingt den einleitenden Beitrag, der mit Fallen und falschen Annahmen aufräumt. Welche präventiven Massnahmen wirken wirklich? Welche Instrumente liegen vor? Welches sind die ersten Erfahrungen damit in den Institutionen? Wie können Pädophile mit ihrer Präferenzstörung umgehen, und welche Möglichkeiten zur Therapie gibt es? Die Antworten auf diese Fragen sowie eine Fülle an Information und weiteren Materials finden Sie auf den folgenden Seiten. Sexueller Missbrauch, Übergriff oder Ausbeutung? Jeder einzelne Begriff hebt ein Element eines komplexen Vorfalls hervor und vernachlässigt gleichzeitig ein anderes. Am Ende haben wir uns für den etwas plakativeren und vor allem in Deutschland üblichen Begriff «Sexueller Missbrauch» entscheiden.

Aktuell

Weltkongress der Sozialen Arbeit 2014

Von Klaus Kühne

Anfang Juli 2014 fand in Melbourne, Australien, die Welttagung der Sozialen Arbeit statt, die von den drei internationalen Organisationen der Sozialen Arbeit (IASSW, ICSW und IFSW) alle zwei Jahre organisiert wird. Zwei Tage zuvor durfte ich zusammen mit Markus Jasinski, Präsident von AvenirSocial, als Delegierter der Schweiz an der Generalversammlung der Internationalen Föderation der Sozialarbeitenden IFSW teilnehmen.

Schwerpunkt

Fallen erkennen – strategisch handeln

Von Karin Iten

Wie weit ist zu weit?

Von Daniel Kunz

Neben der Erfüllung des formalen Auftrags erfordert die sozialarbeiterische Tätigkeit, sich auf zwischenmenschliche, emotional geprägte berufliche Beziehungen einzulassen und – wie Dörr und Müller (2012, S. 9) es formulieren – «Nähe und Distanz zu ihren AdressatInnen und deren Problemen auf kunstvolle Weise zu verschränken und zu vermitteln». Dass zur Bewältigung von Sozialisations- und Bewältigungsaufgaben bzw. der Förderung von Potenzialen ein Vertrauensverhältnis mit den AdressatInnen gegeben sein muss, ist ein unbestrittener Anspruch. Aus professioneller Sicht ist dies die Grundlage der Arbeitsbeziehung, beruhend auf Empathie, Anerkennung und notwendiger emotionaler Unterstützung bei gleichzeitiger Abgegrenztheit, das heisst Distanz zur eigenen Subjektivität, zu persönlichen Interessen und guten Absichten.

Bündner Standard

Von Martin Bässler

In der Arbeit mit Menschen für Menschen benötigen wir für den Umgang mit grenzverletzendem Verhalten, sei es im schulischen, im ambulanten oder stationären Kontext, sinnvolle Instrumente und Konzepte zum Schutz aller Beteiligten. Diese sollen zur Sensibilisierung, zur Reflexion, zu Handlungssicherheit und zur Transparenz beitragen. Dazu wurde ein Standardverfahren entwickelt, welches heute in den Bündner Institutionen zum Alltag gehört.

Therapie für pädophil veranlagte Menschen

Von Monika Egli-Alge

In Anlehnung an das Dunkelfeldpräventionsprojekt der Charité in Berlin adaptiert das Forensische Institut Ostschweiz forio seit 2006 das Projekt und bietet seither niederschwellig und seit 2009 offiziell ambulante Beratungen und Therapie für Betroffene an. Ziel sind individuelle Bewältigungsstrategien.

Prävention stationär und ambulant

Von Daniel Iseli und Philipp Schneider

Sowohl das Humanushaus für kognitiv beeinträchtigte Menschen als auch die Waldkita Murifeld befassen sich mit dem Thema Prävention von Missbrauch. Wie kam es dazu, und welche Erfahrungen haben die Beteiligten gemacht?

Informierte Kinder sind besser geschützt

Von Bernadette Schnider

Sexualpädagogik begleitet Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu einer selbstbestimmten, verantwortungsbewussten und lustvollen Sexualität. Die Kinder und Jugendlichen werden darin unterstützt, eigene Wünsche und Grenzen wahrzunehmen und auszudrücken. Denn: Kinder, die ihren Körper und sexuelle Handlungen benennen können, sprechen eher über grenzverletzende Erfahrungen. Wer seinen Körper als wertvoll und einzigartig erlebt, schützt ihn besser.

KAPO ZH – Kinderbefragung

Von Petra Mäder

Wird ein Sexualdelikt zum Nachteil eines Kindes zur Anzeige gebracht, gilt es, so rasch als möglich, mit viel Fingerspitzengefühl und Professionalität, zu handeln. Bei der Klärung des Delikts hat der Schutz des Kindes mitunter oberste Priorität. Ein feinfühliger und bedürfnisgerechter Umgang mit dem Opfer sowie seinen Bezugspersonen/Angehörigen in der Strafuntersuchung ist essenziell.

Prävention bei Jungwacht Blauring

Von Rahel Degen und Lea Zaugg

Spiele und der damit einhergehende Körperkontakt sind bei Jungwacht Blauring (Jubla) ein wichtiger Bestandteil. Das Erleben von erwünschten Körperkontakten ist wichtig, um ein Gespür für gute und schlechte Körperkontakte zu entwickeln. Es ist also Teil der Prävention.

Charta zur Prävention von sexuellem Missbrauch

Von Ueli Affolter

Der Behinderten- und Pflegebereich hat mit dem Fall H. S. eine veritable Katastrophe erlebt. Der im März 2014 verurteilte H. S. hatte während 30 Jahren in verschiedenen Heimen 129 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer schweren Behinderung sexuell missbraucht. Zwölf Organisationen und Verbände haben daraufhin mit der Charta zur Prävention von sexueller Ausbeutung, Missbrauch und anderen Grenzverletzungen Standards formuliert und ein Zeichen der Nulltoleranz gesetzt.

Plattform

Ein Modell zum Verständnis von Selbstreflexion

Von Andrea Gerber und Elisabeth Müller

Im Fachdiskurs der Sozialen Arbeit ist unbestritten, dass der Selbstreflexion für das professionelle Handeln eine grosse Bedeutung zukommt. Professionelle sind Fachund Privatperson zugleich und bringen sich in dieser Doppelrolle in die Beziehungsarbeit ein. Daraus folgt, dass die Rolle der eigenen Person immer kritisch hinterfragt werden muss.

September - Burnout

SozialAktuell September:
Burnout

Dass sie das Thema Burnout als Schwerpunkt behandelt, ist bei einer Fachzeitschrift der Sozialen Arbeit nicht verwunderlich. Schliesslich wird oft von Burnout als Berufskrankheit im sozialen Bereich gesprochen. Sozialtätige Personen gelten aufgrund hoher Belastung, widersprüchlicher Rahmenbedingungen und gesellschaftlicher Aufträge oder hoher persönlicher Affinität zur Zielgruppe als besonders gefährdet. Zugleich ist Burnout auch Gegenstand Sozialer Arbeit: Erschöpfung, psychische Beeinträchtigung, Situationen der Überforderung stellen Themen dar, die wir in verschiedenen Arbeitsfeldern antreffen und für die wir in unserem beruflichen Handeln Lösungen erarbeiten müssen. Das Thema scheint sich in unserem Arbeitsfeld zu verdichten. Umso erstaunlicher war es für uns, wie schwierig sich die Suche nach AutorInnen für dieses Themenheft gestaltete. Trotz den vielen Berührungspunkten mit unserer Profession scheint Burnout ein Thema zu sein, zu dem gerne auf Distanz gegangen wird. Wir hoffen, dass durch den Themenschwerpunkt diese Distanz etwas durchbrochen werden kann. Wir möchten in diesem Themenheft einerseits aktuelle wissenschaftliche Befunde zu Burnout vorstellen, andererseits aber auch konkrete Behandlungs- und Hilfsmöglichkeiten mit Beispielen aus der Praxis aufzeigen.

Aktuell

«Es ist nicht gesund, aus dem Koffer zu leben»

Von Ursula Binggeli

«Wir haben für viele Menschen etwas tun dürfen, anstatt für wenige viel.» Blagica Alilovic, Gesch.ftsführerin der Stiftung MINTEGRA in Buchs, SG, informierte und beriet zwischen 1977 und 1990 auf den Perrons des Grenzbahnhofs Buchs jährlich Zehntausende frisch eingetroffener Saisonniers aus Südosteuropa. Für viele der Hiergebliebenen ist sie noch heute eine wichtige Ansprechperson. Eine Wiedereinführung des Saisonnierstatuts wäre ein falscher Schritt, sagt die Integrationsfachfrau.

Schwerpunkt

Burnout – verhängnisvoller Teufelskreis

Von Linda Muscheidt

Früher galt es als Stresssyndrom der helfenden Berufe, heute ist es ein weitverbreitetes, komplexes Beschwerdeund Leidensbild: Burnout. Was steckt hinter dem viel verwendeten Begriff? Wo liegen mögliche Ursachen? Was ist anders als bei einer Depression? Gibt es ein Gegenmittel? Ein erster Überblick.

Anpassung, Überforderung und Widerstand aus historischer Perspektive

Von Patrick Kury

Burnout ist in aller Munde. Immer mehr Menschen fühlen sich überfordert, leiden an psychisch-sozialer Erschöpfung und benötigen längere Auszeiten. Der Beitrag zeigt, dass auch Menschen früherer Epochen ähnliche Erfahrungen machten und vergleichbare Krankheiten kannten – und er fragt nach Kontinuitäten und Unterschieden zwischen vergangenen und aktuellen Belastungserkrankungen.

Burnout in Sozialberufen

Von Wolfgang Lalouschek, Teresa Hauck

Personen in Sozialberufen gelten als Burnout-Risikogruppe. Der Anteil von Betroffenen kann hier bis zu 20 Prozent betragen. Welche Arbeitsbedingungen sind es denn, die krank machen? Und sind Frauen stärker betroffen als Männer? Der Blick auf mögliche Ursachen für Burnout im Sozialbereich zeigt, wo und wie eine wirkungsvolle Prävention ansetzen muss.

Burnout-Prävention bei den Sozialen Diensten der Stadt Zürich

Von Martin Rosenberg, Caroline Theiss-Wolfsberger, André Moser

Die Aufgaben, welche sich der Sozialen Arbeit stellen, sind anspruchsvoll, die psychische Beanspruchung der Fachleute ist gross. Damit diese mit der hohen Belastung umgehen können, bieten die Sozialen Dienste der Stadt Zürich ihren Mitarbeitenden ein umfassendes Bildungsangebot an sowie ein Case Management für Personen, die an Burnout erkrankt sind.

Aktuelle Forschungsergebnisse zur Therapierbarkeit von Burnout

Von Dieter Korczak

Zur Behandlung eines Burnout-Syndroms werden unterschiedliche Therapien angeboten. Im Rahmen eines evidenzbasierten wissenschaftlichen Systematischen Reviews sind die in den Jahren 2006 bis 2011 veröffentlichten Therapiestudien zum Burnout-Syndrom analysiert worden. Sie belegen die Wirksamkeit der Kognitiven Verhaltenstherapie sowie der Therapie mit Rosenwurz. Insgesamt ist die Forschungslage z ur Wirksamkeit von Burnout-Therapien unbefriedigend.

Vielschichtige Krankheit – vielschichtige Behandlung

Von Barbara Hochstrasser

eder Mensch hat individuelle Risikofaktoren für ein Burnout. Bei der Behandlung von Burnout müssen diese berücksichtigt werden. Nur so lässt sich eine nachhaltige Besserung erwirken. Nach sofortiger Entlastung von den krank machenden externen Umständen und mit der Einrichtung einer unterstützenden Tagesstruktur sind eine multimodale Therapie und ein arbeitsbezogenes Coaching Erfolg versprechend.

Burnout-Prävention unter Anwendung kreativer Techniken der Dramatherapie

Von Brigitte Spörri Weilbach

Für die Supervision und Therapie bietet die Dramatherapie hervorragende Möglichkeiten, Bewältigungsstrategien auf allen Ebenen zu aktivieren und zu fördern und damit die Resilienz zu stärken. Dieser Beitrag gibt einen kurzen Einblick in die Dramatherapie und geht dann in einem Praxisteil anhand von kurzen Fallbeispielen auf die Themen Grenzen und Resilienz ein, welche für die Burnout-Prävention zentral sind.

Plattform

Offene Jugendarbeit und Polizei

Von Martina Amrein, Sibille Hartmann und Julia Schmid

Die Vernetzung von Offener Jugendarbeit und Polizei findet vermehrt institutionalisiert am Runden Tisch statt. Dieser wird regional unterschiedlich gestaltet, fungiert aber meist als Gremium der Gewalt- und Kriminalitätsprävention und als Frühwarnsystem. Bei der Mitwirkung läuft die Offene Jugendarbeit Gefahr, grundlegende Arbeitsprinzipien aufzugeben.

Soziale Arbeit im Alpenraum und Migration

Von Daniela Duff

Soziale Arbeit im Alpenraum sieht sich Herausforderungen gegenübergestellt, die sich von denen in urbanen Regionen unterscheiden. In seiner zweiten Jubiläumstagung stellt die Hochschule für Soziale Arbeit Wallis das Thema Migration im Kontext eines alpinen Raumes in den Mittelpunkt.

Streit als Entwicklungsaufgabe

Von Ueli Strasser

Die Themen Streit, Krach und Gewalt in verschiedenen Ausprägungen standen an der 4. Fachtagung der Fachgruppe Schulsozialarbeit AvenirSocial Espace Mittelland im Fokus. Rund 70 Schulsozialarbeitende aus der ganzen Deutschschweiz trafen sich am 19. Juni für Inputreferate, Workshops und Austausch im Institut für Medienbildung (IMB) in Bern.

Juli - Freiheitsentzug

SozialAktuell Juli:
Freiheitsentzug

Bewegen wir uns immer mehr in Richtung Null-Risiko Gesellschaft? Die Diskussionen zweier neuer Volksinitiativen in den letzten Monaten lassen zumindest eine Tendenz in diese Richtung erkennen. Eine davon will Richter und Gutachter persönlich für Fehlentscheide zur Verantwortung ziehen. Die zweite Initiative verlangt die Einrichtung eines gesamtschweizerischen Registers über rechtskräftig verurteilte Sexual- und Gewaltstraftäter. Kann es aber eine Null-Risiko- Gesellschaft geben? Und für welches Problem fühlt sich die Soziale Arbeit zuständig? Dafür, dass frei herumlaufende Straftäter Angst und Schrecken verbreiten oder für die Probleme und Anliegen von Menschen, die sich nach einer verbüssten Haftstrafe auf den Weg zurück in einen Alltag ausserhalb des Strafvollzugs machen. Wir erachten es als sehr wichtig, dass sich die Soziale Arbeit weiterhin im Bereich des Strafvollzuges und der Bewährungshilfe engagiert und sich mit der gesellschaftspolitischen Dimension dieser Thematik kritisch auseinandersetzt und Stellung bezieht.

 

Aktuell

Sozioökonomische und gesundheitliche Ungleichheit

Von Ursula Binggeli

Auch in wohlhabenden Ländern herrscht gesundheitliche Ungleichheit. Die oberen Zehntausend haben mehr Chancen auf ein langes Leben als Personen in prekären Verhältnissen. Studien und Erfahrungen aus Projekten zeigen: Der Handlungsbedarf ist gross, auch in der reichen Schweiz. Aber die geeigneten Massnahmen gilt es erst noch zu finden.

Schwerpunkt

Haftvermeidung durch Risikomanagement?

Von Ralf Bohrhardt

Die Grundfrage der Bewährungshilfe lautet: Wie lassen sich Personen in Freiheit darin unterstützen, keine weiteren Straftaten zu begehen, die sie (erneut) in Haft bringen würden? Neben Stärken und Ressourcen kommen dabei immer auch Risiken in den Blick, die eine nachhaltige Integration dieser Personen in ein förderliches Miteinander gefährden. Kontraproduktiv wird die Arbeit allerdings dort, wo im Rahmen eines risikoorientierten Arbeitsmodells nicht mehr der Mensch in seiner komplexen Bedarfslage, sondern lediglich sein individualisiertes Rückfallrisiko zur alleinigen Orientierungsgrösse wird, welches es dann nach einer ökonomischen Managementlogik zu minimieren gilt.

Persönliche Erfahrungen in einer zunehmenden Null-Risiko-Gesellschaft

Von Armin Eberli

AdressatInnen der Sozialen Arbeit sind unter anderem auch ehemalige Strafgefangene. Sie werden nach ihrer Haftentlassung z. B. durch MitarbeiterInnen der Bewährungshilfe begleitet und unterstützt. Seit dem tragischen Tötungsdelikt 2009 im Kanton Aargau ist die Soziale Arbeit im Bereich der Bewährungshilfe zunehmend der gesellschaftlichen Kritik ausgesetzt. Die Soziale Arbeit bewegt sich gerade in diesem Bereich oft auf dünnem Eis. Plötzlich sieht man sich mit einem strafrechtlichen Verfahren gegen sich konfrontiert.

Alte Gefangene im Strafvollzug

Von Bruno Graber

Seit dem Mordfall am Zollikerberg 1993 stieg die Anzahl der verwahrten Gefangenen in den Schweizer Gefängnissen stark an. Die Nachfrage nach Haftplätzen für alte Gefangene wurde immer grösser. Die Gefängnisleitung reagierte auf diese Entwicklung und integrierte bei der Planung des neuen Zentralgefängnisses, welches im Mai 2011 eröffnet wurde, eine neue Abteilung für alte Gefangene.

Delinquenz und Behinderung

Von Meinrad Rutschmann

So wie nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche sexuelle Übergriffe begehen, so begehen sie nicht nur Menschen mit Normintelligenz, sondern auch solche mit einer Lern- oder einer geistigen Behinderung. Diese Tatsache stellt die betroffenen Fachpersonen vor besondere Fragestellungen und bedarf eines speziellen Augenmerks. Hinzu kommen häufig multifaktorielle Probleme und Entwicklungsstörungen, welche eine weitreichende Betreuung bedingen. Nicht nur im schulisch/beruflichen, emotionalen und sozialen Bereich, sondern ganz besonders auch im Bereich der Täterbehandlung müssen für diese in ihrer Entwicklung gefährdeten und ausserordentlich bedürftigen jungen Menschen spezifische Angebote bereitgestellt werden.

Arbeitsalltag in einem Therapiezentrum für Straftäter

Von Armin Erberli

In den letzten Jahren hat sich zunehmend ein neues Praxisfeld der Sozialpädagogik entwickelt: die Arbeit mit Insassen von Strafanstalten und Therapiestationen. Wie erlebt ein Sozialpädagoge seine Arbeit mit Insassen, die zu einer stationären Massnahme oder gar einer Verwahrung verurteilt wurden? Welches sind dabei die grössten Herausforderungen? Welchen Stellenwert hat die Sozialpädagogik in der interdisziplinären Zusammenarbeit? Diese und weitere Fragen haben wir anlässlich eines Besuches einem sozialpädagogischen Mitarbeiter des Therapiezentrums Im Schache in Deitingen, Kanton Solothurn, gestellt.

Interview mit einem Insassen eines Therapiezentrums

Von Armin Eberli

Wie erlebt ein zu einer stationären Massnahme nach Art. 59 StGB (siehe Kasten) verurteilter Straftäter den Alltag in einem Therapiezentrum? Was ist ihm wichtig? Welche Wünsche hat er für die Zukunft? Diese Fragen konnten wir M. F.1 stellen, welcher seit 10 Jahren in einer Wohngruppe des Therapiezentrums Schachen in Deitingen lebt. Es ging im Rahmen dieses Interviews nicht um die Straftat, welche zur Massnahme geführt hat. Uns interessierte in erster Linie, wie M. F. persönlich seine derzeitige Situation und das Zusammenleben innerhalb des Therapiezentrums erlebt.

Einbezug von Angehörigen im Vollzug

Von Regina Möckli

Kriminalität ist weltweit organisiert. Auch im Straf- und Massnahmenvollzug. Ist es der Schutz der Mitmenschlichkeit und des Lebens von Mitbetroffenen auch? Kriminelles Verhalten stellt sich nie unabhängig von einem sozialen Kontext dar. Zur Situation der Angehörigen von Straffälligen insbesondere mit psychischen Erkrankungen.

Perspektive der Opfer

Von Werner Tschan

Ende März 2014 wurde der Sozialtherapeut H. S. zu 13 Jahren Gefängnis, aufgeschoben zu Gunsten einer stationären Massnahme, verurteilt. Das kostet den Steuerzahler mehrere Millionen. Die Opfer resp. ihre Angehörigen bezahlen ebenfalls ihren Anteil an diesen Kosten. Umgekehrt müssen Opfer buchstäblich um jeden Franken kämpfen – eine groteske Situation, die der Gesetzgeber schon längst hätte beenden müssen.

Plattform

Die Vorsorge-Mappe der Caritas

Von Valeska Beutel

Demenz macht vielen Menschen Angst. Die meisten von uns kennen im nahen Umfeld eine Person, die daran erkrankt ist oder einen Schlaganfall hatte – so sind wir phasenweise gezwungen, uns mit der Vergänglichkeit des Lebens auseinander zu setzen. Caritas bietet seit Herbst 2013 die Vorsorge-Mappe an. Vier Dokumente helfen, wichtige Fragen zu klären. Im persönlichen Beratungsgespräch erhalten Sie Unterstützung beim Ausfüllen.

Nachbarschaften als sozialräumliches Phänomen

Von Ulrike Hüllemann

Wie leben und erleben Menschen ihre Nachbarschaften und was bedeuten diese für den Alltag? Das Kompetenzzentrum Soziale Räume der FHS St. Gallen ist diesen Fragen im Hinblick auf die Rolle der Sozialen Arbeit bei der Gestaltung von gelingenden Nachbarschaften nachgegangen.

Einbezug der KlientInnen in die Diagnostik

Von Raphaela Ursprung

Wenn es in der Sozialen Arbeit um Veränderungen auf der Ebene der Person geht, wird Kooperation mit Klientinnen als virulent erachtet. Soziale Diagnostik hingegen wird noch häufig als reine Expertentätigkeit verstanden. Eine kooperative Diagnostik jedoch plädiert für «Dialog in der Diagnose».

Juni - Internationale Soziale Arbeit

SozialAktuell Juni:
Internationale Soziale Arbeit

Internationale Kontakte, Partnerschaften, Kooperationen, Tagungen, gemeinsame Projekte sind seit jeher essenziell für die Soziale Arbeit und in verschiedener Hinsicht gewinnbringend. Alle, die nebst der regionalen Verankerung ihren Blick über die Kantons-, Regions- und Landesgrenzen hinausschweifen lassen, kennen die Erfahrung, dass dieser Blick zur Horizonterweiterung führt. Mit diesem Schwerpunkt möchten wir Ihnen einen Ausschnitt von vielfältigen Vorhaben und Projekten rund um die «Internationale Soziale Arbeit» aus Sicht der Hochschule, der Praxis wie auch von weiteren Organisationen präsentieren. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und Inspiration für Ihre allfälligen eigenen Vorhaben rund um die internationale Soziale Arbeit!

Aktuell

Der Zusammenhalt über Generationen fördert die Soziale Arbeit

Von Laura Furlanetto

Unsere Gesellschaft setzt sich heute als Folge des demografischen Wandels aus vier bis fünf Generationen zusammen. Ausserhalb der Familie lässt sich wenig Zusammenhalt unter den Generationen feststellen. Dies bringt Risiken mit sich, aber zugleich auch Chancen. Generationenprojekte setzen sich mit dieser Thematik auseinander und wollen die Beziehung zwischen Jungen und Alten wieder stärken.

Stellungnahme der Kommission Berufsethik zur Stiftung Jugendschiffe Schweiz

Die Kommission Berufsethik von AvenirSocial nahm anlässlich ihrer letzten Sitzung den Artikel «Sanktionen auf hoher See» (SozialAktuell, Ausgabe 4/2014) zum Anlass für eine interne Diskussion. Im Folgenden richtet sie einige aus dieser Diskussion heraus entstandene, berufsethisch motivierte Fragen an das Projekt.

Schwerpunkt

Internationale Aktivitäten und Kooperationen an Fachhochschulen

Von E. Ammann Dula, N. Baghdadi, K. Girschik, S. Lischer, A. Schauder, P. Solcà, M. Ukelo M'bolo-Merga

Internationale Lehrangebote für Studierende und Sozialarbeitende sowie zunehmend auch internationale Forschungsprojekte sind heute an den Fachhochschulen eine Selbstverständlichkeit, zumal die Internationalisierung im gesetzlichen Leistungsauftrag der Fachhochschulen verankert ist. Die Internationalisierung liegt aber auch in der Profession und in den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit begründet. Wie setzen die Fachhochschulen die Internationalisierung konkret um?

Suchdienst des SRK: Zwischen Bangen und Hoffen

Von Carole Berthoud

Der Suchdienst des Schweizerischen Roten Kreuzes befasst sich mit Personen, die ein verschwundenes Familienmitglied im Ausland oder in der Schweiz suchen. Suchende Angehörige sind einer sehr speziellen und extrem grossen Belastung ausgesetzt, welche oftmals über Jahre andauert und ihr Leben auf vielen Ebenen beeinflusst. Durch professionelle Unterstützung kann ihr Leid etwas gelindert werden.

Transnationale und -disziplinäre Projektarbeit in der Raumplanung

Von Priska Fleischlin

elop steht für environment-focused learning & operative platform, welche eine transdisziplinäre und transnationale Praxiserfahrung für Masterstudierende ermöglicht. In dieser Projektarbeit beschäftigten sich Studierende unterschiedlicher Disziplinen und Nationalitäten mit einer realen Fragestellung im Bereich Innovationsdesign in der Raumplanung. Erstmals war im Herbst 2013 auch die Soziale Arbeit mit Studierenden vertreten.

Interview mit Klaus Kühne über Soziale Arbeit im internationalen Kontext

Von Christa Boesinger

Über zwanzig Jahre lang war er verantwortlich für Studierenden- und Dozierendenaustausch, für internationale Lehrveranstaltungen und Studienreisen. Er hat so die internationale Vernetzung der Sozialen Arbeit hautnah miterlebt. Als Repräsentant der Internationalen Vereinigung der SozialarbeiterInnen IFSW bei den Vereinten Nationen in Genf setzt sich Klaus Kühne auch heute noch für die Anliegen der Sozialen Arbeit auf internationaler Ebene ein.

Dialoge zwischen Hochschulen und der Praxis

Von Christian Reutlinger, Johannes Kniffki

Das internationale Projekt Reletran eröffnet Hochschulen neue Handlungsmöglichkeiten in Zusammenarbeit mit Praxisorganisationen. Einblicke in ein Projekt, das verschiedenste Denk- und Handlungslogiken verbindet und neues Wissen generiert.

Das Pflegekindwesen zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Von Pascal Rudin

Die Herausforderungen im Pflegekinderwesen bleiben auch im 21. Jahrhundert vielfältig. Um diesen zu begegnen, bilden internationale Konferenzen eine gute Plattform für den interdisziplinären Austausch von Erfahrungen und Herangehensweisen. Die Bedeutsamkeit tragender Beziehungen ist dabei ebenso Bestandteil des gegenwärtigen Diskurses wie die potenzielle Medikalisierung und Pharmazeutikalisierung sozialer Probleme.

on Hilflosigkeit zu neuem Lebenswillen

Von Aline Dessarzin, Katja Schurter

Solidar Suisse engagierte sich im Norden von Sri Lanka mit humanitärer Hilfe für die Tsunami-Opfer und unterstützt seit dem Ende des Bürgerkriegs gemeinsam mit Partnerorganisationen vor Ort die intern Vertriebenen dabei, sich wieder eine Existenzgrundlage aufzubauen. Viele der Zurückgekehrten sind schwer traumatisiert von ihren Erlebnissen während des Kriegs und auf der Flucht.

Internationale Austauschprogramme

Von Elisabeth Fischbacher, Heidi Holenweg

1960 gegründet, ist die Alumni-Organisation Council of International Fellowship1 (CIF) ihrem ursprünglichen Ziel, den Geist der Zusammengehörigkeit in der ganzen Welt zu verbreiten, treu geblieben. Als Anbieterin von internationalen Austauschprogrammen für Fachkräfte in der Sozialen Arbeit will CIF einen Beitrag zum Weltfrieden und zur besseren Völkerverständigung leisten. Das Zusammenbringen von Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen, das Konzept des lebenslangen Lernens und der Erfahrungsaustausch im Ausland gehörten und gehören zum Kern der Austauschprogramme.

Plattform

Aktionskonferenz: Her mit dem guten Leben!

Von Armin Eberli

Um für uns und andere zu sorgen, brauchen wir Zeit und Ressourcen aller Art. Dies ist grundlegend für die Verwirklichung unserer Bedürfnisse und Interessen – für ein gutes Leben. In der derzeitigen Krise sozialer Reproduktion, die als ein zugespitzter Widerspruch zwischen Profitmaximierung und Reproduktion der Arbeitskraft gesehen werden kann, wird Sorgearbeit gering geschätzt und finanziell kaum unterstützt. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, zu diskutieren und sich zu vernetzen, trafen sich vom 14. bis 16. März 2014 ca. 500 politisch aktive Menschen aus verschiedenen Feldern sozialer Reproduktion zu einer ersten Aktionskonferenz Care-Revolution in Berlin.

Mai - Sozialhilfe

SozialAktuell Mai:
Sozialhilfe

Dieses Themenheft trägt den Titel «Sozialhilfe – Menschenbild versus Verwaltungslogik», eine Gegenüberstellung, die zunächst irritierend oder künstlich wirken kann. Was hat Verwaltungslogik überhaupt mit einem Menschenbild zu tun und erst recht mit Sozialer Arbeit? Allein schon ein Blick in den Berufskodex Soziale Arbeit unseres Verbandes zeigt, dass Soziale Arbeit am Menschen, an seinen Bedürfnissen und Verwirklichungschancen ausgerichtet ist. Doch gerade im Bereich Armut und Sozialhilfe scheint dies häufig nicht der Fall zu sein. Entweder weil eine am Menschenbild ausgerichtete Armutsbekämpfung politisch schwer durchsetzbar ist oder weil vielfach Alternativen zu einer disziplinierenden Sozialen Arbeit im Bereich Armut fehlen. Bei der Suche nach Beiträgen zu diesem Heft haben wir gemerkt, dass die Frage «Und wie soll das mit dem Menschenbild nun genau gehen?» tatsächlich schwer zu beantworten ist. Trotzdem konnten wir AutorInnen finden, die sich aus ihren theoretischen und praktischen Bezügen heraus zu diesem Thema äussern wollen – mit Kritik am Bestehenden, aber auch mit Visionen, wie es sein könnte.

Aktuell

Special Olympics: Integration mittels Sport

Von Laura Furlanetto und Christa Boesinger

Wir schreiben das Jahr 1921. Als fünftes von neun Kindern kommt Eunice Kennedy zur Welt. Ihr Bruder John ist gerade mal vier Jahre alt. Wer hätte damals gedacht, dass dieser vierzig Jahre später weltberühmt wäre? Während JFK Anfang der 60er-Jahre als 35. Präsident der Vereinigten Staaten amtierte, war auch seine kleine Schwester nicht untätig. Als Aktivistin für Menschen mit einer Behinderung profitierte Eunice Kennedy von der Macht ihres Bruders und rief schliesslich Special Olympics ins Leben.

Schwerpunkt

Wertehaltung in der Sozialhilfe

Von Dieter Haller, Florentin Jäggi und Christian Beiser

Die Sozialhilfe ist gesellschaftlich stigmatisiert. Gleichzeitig sollen die KlientInnen im Umfeld der Wertehaltungen der Leistungsgesellschaft eine Perspektive für ihre materielle Selbstständigkeit finden. In diesem Prozess sind viele Sozialhilfebeziehende auf Beratungsunterstützung angewiesen.

Walter Schmid nimmt nach 15 Jahren Abschied von der SKOS

Von Ursula Binggeli

Er erlebte politische Wechselbäder und Paradigmenwechsel, wurde angegriffen und erntete Lob, trieb tief greifende Reformen voran und verteidigte gleichzeitig Grundideen. Walter Schmid, scheidender SKOS-Präsident, zieht Bilanz. Seine Faszination für das Instrument Sozialhilfe ist ungebrochen.

Neues Konzept für die Sozialberatung der Sozialhilfe Basel

Von Nicole Wagner

Nicht nur die Fallbelastung, auch die Ansprüche an die Mitarbeitenden der Sozialhilfe sind hoch. Um den Bedürfnissen von KlientInnen besser gerecht zu werden, hat die Sozialhilfe Basel ein Grundlagenkonzept für die Sozialberatung entwickelt. Es macht Aussagen zur Haltung gegenüber den KlientInnen, enthält ein methodisches Beratungsverfahren, regelt die interdisziplinäre Zusammenarbeit und führt ein Fallsteuerungskonzept ein.

Zwischenfazit zum Change-Prozess in Basel

Von Olaf Vargas

Ein organisatorischer Wandel vollzieht sich immer auf zwei Ebenen, nämlich auf der Sach- und der Beziehungsebene. In einer Institution, in welcher das Tagesgeschäft selber stark geprägt ist von der Arbeit mit und über Beziehung, sind die MitarbeiterInnen besonders sensibilisiert für diesen Aspekt. Somit ist auch der Projektleiter mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.

Das Anreizsystem in der Sozialhilfe

Von Jeanine Wirz

Seit einigen Jahren setzen die SKOS-Richtlinien zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration auf ein finanzielles Anreizsystem. Durch den Einsatz dieses Instruments richtet sich der Fokus hinsichtlich Integration auf das rein objektive Verhalten sowie die finanziellen Konsequenzen dieses Verhaltens. In den Hintergrund tritt die innere Haltung der Klientel bzgl. Integration. Integrationsmassnahmen erachte ich jedoch dann als nachhaltig wirksam, wenn diese von der Klientel als sinnhaft beurteilt werden, unabhängig von finanzieller Belohnung oder Bestrafung.

Privatisierung der Sozialhilfe

Von Kurt Wyss

Zwischen der Rolle der privaten oder halbprivaten Träger der Sozialhilfe einerseits und derjenigen der öffentlichen Sozialhilfe andererseits muss genau unterschieden werden. Die öffentliche Sozialhilfe hat ihren Auftrag als letztes Netz der sozialen Sicherung losgelöst davon zu erfüllen, ob und inwieweit private Träger zur Entlastung beigezogen oder geschaffen werden.

Plattform

Wie man zum Stehaufmenschen wird

Von Theresia Marty

Die zentrale Frage der Resilienzforschung lautet: Weshalb gehen die einen aus Krisen gestärkt hervor und die anderen zerbrechen daran?

Das Potenzial der Migrationsbevölkerung nutzen

Von Rebekka Ehret

Mit dem Projekt «Teil-haben statt Geteiltsein» hat die Hochschule Luzern die aktive politische und gesellschaftliche Partizipation von MigrantInnen in Luzerner Gemeinden gefördert. Die Erkenntnisse daraus können andere Kommunen für ähnliche Vorhaben nutzen.

Generationen im Wandel: HES-SO bi de Lüüt

Von Daniela Duff

Anlässlich der Tagung «Soziale Arbeit im Alpenraum – Generationen im Wandel» meint eine Teilnehmerin: «In unseren Seitentälern wird es immer stiller.» Das Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen bietet die Gelegenheit, gesellschaftliche Trends aufzunehmen, diese unter der Lupe ländlicher Sozialer Arbeit zu betrachten und Visionen gegen die Stille in den Tälern zu entwickeln.

April - Soziale Arbeit auf dem Lande

SozialAktuell April:
Soziale Arbeit auf dem Lande

Was bedeuten ländliche Rahmenbedingungen für die Soziale Arbeit? Wo beginnt der ländliche Raum, welches sind seine Merkmale? Und was heisst dies für die Sozialpolitik und die Sozialarbeitenden dort? Wir haben Professionelle gefragt, von der Geografieprofessorin über den Früherzieher und den Jugendarbeiter bis zur erfahrenen Projektleiterin, von Appenzell Innerrhoden über das Oberwallis bis in den Jura.

Aktuell

"Strafen nützt nichts, muss aber sein"

Von Ursula Binggeli

Während Medien und Politik nach einer härteren Gangart im Umgang mit schwierigen Jugendlichen rufen, findet in Jugendheimen Tag für Tag auf unspektakuläre Weise eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Sanktionen statt – ob nun gerade ein Fall Carlos hohe Wellen schlägt oder nicht. SozialAktuell sprach mit den Verantwortlichen von drei Institutionen und erkundigte sich: Wie wird bei Ihnen gestraft? Ein Versuch einer Bestandesaufnahme in einem weiten Feld mit grossen Fragen und keinen einfachen Antworten.

Schwerpunkt

Was macht einen ländlichen Raum aus?

Von Daniel Baumgartner, Heike Mayer

Im nationalen Selbstverständnis der Schweiz spielt der ländliche Raum eine Schlüsselrolle. Faktisch wohnen jedoch seit den 1990er-Jahren mehr als doppelt so viele Personen in Städten und Agglomerationen als im ländlichen Raum der Schweiz ARE 2012). Während der Mythos Schweiz ländlich geblieben ist, ist die Bevölkerung der Schweiz also städtisch geworden. Welche Herausforderungen ergeben sich aus der Betrachtung für die Soziale Arbeit im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums?

Soziokulturelle Merkmale ländlicher Räume

Von Beatrice Durrer Eggerschwiler

Heute leben rund drei Viertel aller EinwohnerInnen der Schweiz im sogenannten urbanen Raum, in dem auch über 80 Prozent aller Arbeitsplätze zu finden sind (ARE, 2009). Man könnte also zum Schluss kommen, dass es sich beim ländlichen Raum mittlerweile um ein vernachlässigbares Gebiet handelt. Ist das so? Oder ist die Schweiz nach wie vor ländlicher geprägt, als man gemeinhin annimmt? Die ländlichen Räume nehmen rund 77 Prozent der schweizerischen Landesfläche ein. Sie befinden sich sowohl im Mittelland als auch im Jurabogen, in den Voralpen wie im Alpenraum und zeichnen sich durch eine grosse Heterogenität in landschaftlicher, wirtschaftlicher, historischer und kultureller Hinsicht aus.

Land ist nicht gleich Land

Von Markus Bieri, Beat Santschi

Soziale Arbeit auf dem Lande wird häufig und zunächst wenig differenziert mit jener in der Stadt verglichen. Zudem halten sich bestimmte Stigmata, wie dasjenige, dass Soziale Arbeit im Tourismusgebiet verkannt wird, weil viele dort Ferien machen, oder die verzerrte Ansicht, dass auf dem Lande eine schöne, heile Welt existiere. Tatsache ist jedoch, dass soziale Probleme auch auf dem Land bearbeitet werden müssen, und zwar nach den gleichen Regeln der Kunst, nach den gleichen gesetzlichen Bestimmungen und mit den gleichen Problemlagen wie in der Stadt, aber unter Rahmenbedingungen, die sich von den städtischen unterscheiden.

Eine wirkungsvolle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen braucht klare Rahmenbedingungen

Von Martin Ineichen

n der Kinder- und Jugendarbeit auf dem Land entsteht vieles zufällig. Die Entwicklung der Stellen ist häufig nicht sichtbar, und die Kinder- und Jugendarbeit bleibt trotz grossem Engagement und hoher Professionalität längerfristig oft wirkungslos. Dieser Artikel geht der Frage nach, warum dies so ist und was dagegen getan werden kann.

Koexistenz, Koordination und Kooperation

Von Chantal Neyerlin

Befähigung und Ressourcenorientierung stehen auch in der Altersarbeit im Vordergrund. Wie und unter welchen Voraussetzungen wird dies in der Pro-Senectute-Fachstelle Breitenbach umgesetzt? Welchen strukturellen und personellen Herausforderungen stehen Professionelle der Sozialen Arbeit im ländlichen Raum gegenüber?

Wo die richtige Anrede zählt

Von Julian Vomsattel

Seit über 35 Jahren bin ich als Früherzieher, der Familien mit entwicklungsverzögerten, entwicklungsgefährdeten und behinderten Kindern ab Geburt bis zur Einschulung begleitet, im Oberwallis unterwegs. Ich arbeite in Stuben und Küchen, spiele mit Kindern, spreche mit Ämtern, Schuldirektoren, Pädiatern, Pfarrherren und Postautochauffeuren. Meine Sichtweise der Sozialen Arbeit im ländlichen Raum ist eine subjektive und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nach meiner Meinung dürfen sich heute die hiesigen Dienstleistungen im sozialen Bereich mit wenigen Ausnahmen durchaus mit dem städtischen Versorgungssystem messen. Ein Einblick in wichtige Besonderheiten der Beratungsarbeit im Oberwallis.

Weder heile Welt noch rückständige Provinz

Von Martin Weidmann

Ländlicher Raum: Darauf trifft heute weder die romantische Vorstellung vom Landleben noch das Vorurteil der Weltfremdheit der BewohnerInnen zu. Trotzdem muss sich die Soziale Arbeit auf die spezifischen Gegebenheiten einstellen. Es gilt, Chancen zu nutzen und Gefahren zu erkennen.

Antonia Fässler im Interview: Sozialpolitik und ihre Umsetzung

Von Robert Löpfe

Persönliche Kontakte fördern eine aktive Mitgestaltung

Von Sonya Kuchen

Projekte der Sozialen Arbeit in ländlichen Gemeinden bedeuten oft aktive Mitgestaltung lokaler Entwicklungsprozesse. Der folgende Artikel beschreibt Erfahrungen und Reflexionen aus 20 Jahren Projektarbeit mit ländlichen Gemeinden.

März - Historische Schuld und Verantwortung

SozialAktuell März:
Historische Schuld und Verantwortung

In den letzten Jahren rückten die Schicksale ehemaliger Verdingund Heimkinder, administrativ Versorgter, Zwangssterilisierter und anderer Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen in den Fokus der Öffentlichkeit. Sowohl das Engagement der Betroffenen wie auch historische Forschungen und Medienberichte führten dazu, dass sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Namen der Landesregierung bei den Opfern entschuldigte und einen runden Tisch ins Leben rief. Luzius Mader und Sergio Devecchi ziehen ganz unterschiedliche Fazite dieser ersten Sitzungen. Schuldig gemacht haben sich viele Professionen – die Medizin, insbesondere die Psychiatrie, die Justiz, aber sicher auch die Soziale Arbeit respektive die damalige Sozialfürsorge und das Heimkinderwesen. Sonja Matter beschäftigt sich in ihrem Grundlagenbeitrag mit der historischen Schuld und der Verantwortung der Sozialen Arbeit. Wolfgang Hafner beleuchtet am Beispiel des ehemaligen «Verbands für Schwererziehbare» (heute Integras) die Themen der Heimerziehung des frühen 20. Jahrhunderts. Dass die gravierenden Missstände im schweizerischen Fürsorgeund Heimwesen bis weit ins 20. Jahrhundert reichten, zeigen sowohl das bedrückende Porträt eines Betroffenen wie auch die Illustrationen von Clément Moreau. Jürgen Oelkers legt dar, dass auch reformpädagogische Pioniere nicht davor gefeit waren, sich schuldig zu machen. Sich von Grausamkeiten früherer Generationen zu distanzieren, fällt nicht schwer. Schwieriger, vielleicht auch schmerzhafter ist die Suche nach den blinden Flecken in der gegenwärtigen Sozialen Arbeit. Lucie Kniel-Fux bemerkt in ihrem Beitrag zu Zwangssterilisationen, dass «Fachpersonen des Gesundheits- und Sozialbereichs meist die vorherrschenden Werthaltungen der jeweiligen Gesellschaft mittrugen». Lukas Geiger macht im Zusammenhang mit der Aktenführung in der Sozialen Arbeit darauf aufmerksam, dass die Fehler von früher längst nicht alle definitiv behoben sind. AvenirSocial legt dar, mit welchen Instrumenten heute versucht wird, Missbräuchen in der Sozialen Arbeit vorzubeugen. Offen bleibt, welche unserer heutigen Haltungen und Praktiken für kommende Generationen unverständlich und entschuldigungsbedürftig sein werden?

 

Aktuell

Schreiben lernt man ein Leben lang

Von Ursula Binggeli

Illettrismus, auch funktionaler Analphabetismus genannt, ist in Industrieländern weit verbreitet. Auch in der Schweiz haben Hunderttausende von Menschen Defizite beim Lesen und Schreiben. Aber niemand spricht darüber. Wie lässt sich das ändern? Und was geht dieses Phänomen die Soziale Arbeit an? Ein Gespräch mit Mariangela Pretto, Leiterin eines kürzlich abgeschlossenen Sensibilisierungsprojekts beim Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben.

Schreiben lernt man ein Leben lang

Schwerpunkt

Vom Umgang mit der Not

Von Sonja Matter

Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert baute die Schweiz die sozialen Sicherheitsnetze aus: Die Sozialversicherungen federten verschiedene Risiken ab, die Sozialfürsorge bot zunehmend differenzierte Hilfsmassnahmen an, und auch die verschiedenen privaten Hilfsvereine erweiterten ihre Unterstützungsangebote. Gleichwohl ist die Schweizer Wohlfahrtsgeschichte keine einfache Erfolgsgeschichte.

Runder Tisch – ein erstes Fazit aus zwei Perspektiven

Von Sergio Devecchi und Luzius Mader)

Am 11. April 2013 bat Bundesrätin Simonetta Sommaruga bei einem Gedenkanlass in Bern ehemalige Verding- und Heimkinder, administrativ Versorgte, Zwangssterilisierte und andere Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen im Namen der Landesregierung um Entschuldigung. Gleichzeitig rief sie den runden Tisch ins Leben. Dieser soll ein Gremium sein zu einer umfassenden Aufarbeitung von Leid und Unrecht im Zusammenhang mit den Opfern von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. Neben Betroffenen und dem Bund sind am runden Tisch die Kantone, Städte, Gemeinden, Institutionen, Organisationen, Kirchen und die Wissenschaft vertreten. Die Einladung nicht angenommen hat Sergio Devecchi, ehemaliges Heimkind und ehemaliger Heimleiter. Er steht dem runden Tisch in seiner aktuellen Form kritisch gegenüber. Nach den ersten Sitzungen ziehen Devecchi und Luzius Mader, als Delegierter für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen Leiter des runden Tisches, ganz unterschiedliche Zwischenfazite.

Vom Umgang mit abweichendem Verhalten

Von Wolfgang Hafner

«Themen, welche die Heimerziehung bewegten» – unter diesem Titel hat Integras, Fachverband Sozial- und Sonderpädagogik, den Historiker Wolfgang Hafner beauftragt, die Geschichte der Heimerziehung anhand der an den Fortbildungstagungen von Integras gehaltenen Referate aufzuarbeiten. Ein Einblick in die laufende Forschungsarbeit.

Ein ehemaliges Heimkind erzählt

Von Patricia Senn

Robert Blaser war sieben Jahre alt, als er zusammen mit seiner jüngeren Schwester Ursula von der Polizei abgeholt wurde. Den älteren Bruder Edi hatte man schon zwei Jahre zuvor ins Bubenheim Oberbipp gebracht, wegen angeblicher Epilepsieanfälle. Nach Oberbipp kämen vor allem geistig schwache Kinder, erzählt man Robert später. Sein Bruder ist nicht zurückgeblieben. Er ist ein Stotterer. In den 60er-Jahren machte das keinen Unterschied.

Reformpädagogik, Eros und Heilserwartungen

Von Jürgen Oelkers

Auf die Errungenschaften der Reformpädagogik berufen sich bis heute zahllose AutorInnen, die Reformen in Schule und Erziehung vor Augen haben. Wenn sie für die Rechte und Freiheiten von Kindern eintreten, die Individualisierung des Unterrichts fordern oder dialogische Partnerschaft im Umgang zwischen Erwachsenen und Kindern als grundlegend betrachten, dann steht dabei immer irgendwie die Reformpädagogik im Hintergrund. Erst die Berufung auf sie scheint die Postulate der besseren Erziehung zu einem legitimen historischen Anliegen zu machen.

Sterilisation zwischen Selbst- und Fremdbestimmung

Von Lucie Kniel-Fux

Die Frage nach Schuld und Verantwortung in der Sozialen Arbeit stellt sich im Bereich der Sexualität besonders häufig und ausgeprägt, denn in diesem höchst persönlichen Bereich sind Menschen sehr verletzlich. Machtmissbrauch und Angstmacherei, oft unter dem Deckmantel einer gesellschaftlichen Doppelmoral, sind hier äusserst leicht anzuwenden. Der Umgang mit dem Thema Sterilisation von Menschen mit einer Behinderung zeigt dies sehr eindrücklich.

Qualitätssicherung mit stigmatisierender Wirkung?

Von Lukas Geiger

Die Problematik stigmatisierender Akteneinträge wurde im Zusammenhang mit dem «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» breit reflektiert. Allerdings wurden daraus zu wenig tief greifende Konsequenzen gezogen: Die Frage der Aktenführung wird auch heute in der Sozialen Arbeit zu wenig problematisiert. Ansätze sind zwar vorhanden, sollten aber im Bezug auf den Sprachgebrauch verbessert werden.

Plattform

Sozialpädagogische Ansätze in der Übergewichtsbehandlung

Von Andrea Zumbrunn, Maja Basler, Monika Amann

In den letzten Jahren sind in der Schweiz verschiedentlich ambulante Gruppentherapieprogramme für stark übergewichtige Jugendliche entstanden. Das Programm KEEP ON MOVING aus Aarau verfolgt neben den Behandlungsbereichen Ernährung, Sport und Psychologie sozialpädagogische Ansätze.

Februar - Sicht der KlientInnen

SozialAktuell Februar:
Sicht der KlientInnen

Die Sicht der KlientInnen mag für die Soziale Arbeit selbstverständlich, ja fast alltäglich klingen. Beim genaueren Hinsehen zeigt sich jedoch, dass das so selbstverständliche Postulat der Sozialen Arbeit in der Realität ganz unterschiedlich umgesetzt wird, je nachdem, wie umfassend das dahinterliegende Konzept verstanden wird. Und zwar in zweierlei Hinsicht: Einerseits wie sorgfältig, umfangreich bzw. achtsam die Sicht der KlientInnen eingefangen wird, andererseits hinsichtlich welcher Anliegen die Klientel befragt wird. In diesem Zusammenhang spielen Stichworte wie Relevanz oder Stellenwert des jeweiligen Anliegens eine zentrale Rolle. KlientInnen möchten sich zu relevanten Anliegen äussern können, nicht zu irrelevanten. Bei Letzteren kann ihr Anliegen – ähnlich wie dies beim Postulat der Partizipation der Fall sein kann – zu einer «Schein-Sicht» verkommen. Auftakt dieses Themenhefts bildet ein Überblicksbeitrag, in welchem das innovative Programm «PowerUs» präsentiert wird. Daran schliesst eine Diskussion der Gruppe Mitsprache zur Selbstbestimmung. In den folgenden Beiträgen kommen vielfältige Möglichkeiten des Einbezuges der Sicht der KlientInnen in unterschiedlichen Praxisfeldern zur Sprache. Es sind dies ein Beitrag zur Sicht der Kinder im Rahmen des Kindesschutzes, zur Sicht von Asylsuchenden, schliesslich zur Sicht von NutzerInnen in personenbezogenen, sozialen Dienstleistungen sowie ein Beitrag zur Sicht von Migrationsfamilien. Zu guter Letzt erhalten wir einen Einblick in das Forschungs- und Arbeitsprojekt «Proqualis», bei dem der Sicht der KlientInnen im Rahmen eines Qualitätssicherungsvorhabens umfassend Rechnung getragen wird. Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, nun eine spannende Lektüre! Sie werden dabei bestimmt, wie es der Begriff Sicht suggeriert, andere Sichtweisen einnehmen und andere Anschauungen und Gesichtspunkte kennenlernen aus dieser Rundumsicht zur Sicht der KlientInnen. Viel Vergnügen!

Aktuell

Im Drogenbereich dürfen Ressourcen nicht weggespart werden

Von Charlotte Spindler

Das «Vier-Säulen-Modell», wie es im teilrevidierten Betäubungsmittelgesetz (BetmG) festgeschrieben ist und wie es in der Volksabstimmung vom 30. November 2008 mit einem Ja-Anteil von 68 Prozent gutgeheissen wurde, war ein wichtiger Schritt in der schweizerischen Drogenpolitik. Die im Bereich Drogenpolitik engagierten Verbände und Organisationen sehen jedoch in verschiedenen Bereichen nach wie vor Handlungsbedarf und warnen vor Sparübungen im Suchtbereich.

Im Drogenbereich dürfen Ressourcen nicht weggespart werden

Schwerpunkt

Empowerment am Beispiel des länderübergreifenden Programms «PowerUs»

Von Vera Bäriswyl und Susanne Mueggler

Wie wichtig die Sicht von KlientInnen für die Praxis der Sozialen Arbeit ist, wird in diesem Beitrag anhand der Methode des Empowerments und des Personenzentrierten Ansatzes dargelegt. Beispielhaft werden ergänzend Projekte der Forschung und der Praxis vorgestellt, um Möglichkeiten der Umsetzung aufzuzeigen.

Empowerment am Beispiel des länderübergreifenden Programms «PowerUs»

Eine Diskussion zum Thema Selbstbestimmung

Von Gruppe Mitsprache

Wir sind eine Gruppe von 10 Männern und Frauen zwischen 32 und 71 Jahren. Wir wollen mitreden, wenn Leute über anders Begabte sprechen und setzen uns für ein selbstbestimmtes Leben ein. Wichtig ist uns, dass wir gefragt werden, was wir wollen. Dazu halten wir auch Vorträge, so können wir uns bei Auftritten auch mit Menschen ausserhalb der Gruppe austauschen. Gerne würden wir auch Texte schreiben, um auch auf diesem Weg noch mehr Leute über unsere Anliegen zu informieren. Wir trauen uns im Moment nicht zu, diese alleine aufzuschreiben. Deshalb haben wir überlegt, wie wir trotzdem einen Bericht für SozialAktuell schreiben können. Da kamen wir auf die Idee, uns selber Fragen zu stellen. An einer Sitzung wurden diese Fragen diskutiert und auf Tonband aufgenommen.

Eine Diskussion zum Thema Selbstbestimmung

Den Kindeswillen erfahren, Partizipation ermöglichen: was Kinder von Sozialberatung erwarten

Von Simone Gabarell

Ob in zivilrechtlichen Verfahren, in Scheidungsverhandlungen, bei Entscheidungen im Lebensbereich Schule oder beim Einstieg in die Berufswelt: Kinder sind in hohem Mass von einschneidenden Entscheidungen Erwachsener betroffen – dennoch werden sie nur unzureichend in die Bearbeitung der Problemsituation mit einbezogen. Obwohl Artikel zwölf der UN-Kinderrechtskonvention ebendies vorschreibt.

Den Kindeswillen erfahren, Partizipation ermöglichen: was Kinder von Sozialberatung erwarten

Eine personenbezogene soziale Dienstleistung ist eine Koproduktion zwischen Fachkraft und NutzerIn

Von Christoph Gehrlach und Simon Steger

Koproduktionen in der Sozialen Arbeit stehen immer im Spannungsfeld unterschiedlicher Ansprüche. Der Einbezug der NutzerInnen ist jedoch sinnvoll und notwendig, wie Studien aus der offenen Jugendarbeit sowie der Sozialhilfe zeigen. Die partizipative Entscheidungsfindung könnte im professionellen Handeln dazu dienen, die NutzerInnen verstärkt miteinzubeziehen und durch den ausgehandelten Zielkonsens wirkungsvolle Leistungen zu erzielen.

Eine personenbezogene soziale Dienstleistung ist eine Koproduktion zwischen Fachkraft und NutzerIn

Sicht von Asylsuchenden auf ihre Betreuung im Ethnologisch-Psychologischen Zentrum Zürich

Von Antje Krueger

Im Ethnologisch-Psychologischen Zentrum (EPZ) Zürich, einem Angebot der Asylorganisation Zürich (AOZ), fanden bis zum Ende des Jahres 2005 Asylsuchende in schweren sychosozialen Krisen stationäre Betreuung. Verteilt auf drei Wohnhäuser im Stadtbereich lebten Frauen und Männer unterschiedlicher Herkunft und Alters, zum Teil mit ihren Kindern, gemeinsam in kleineren Wohneinheiten und wurden dort tagsüber in ihrem Alltag niederschwellig begleitet.

Sicht von Asylsuchenden auf ihre Betreuung im Ethnologisch-Psychologischen Zentrum Zürich

Die Sicht von MigrantInnen in der Familienbegleitung

Von Martin Rauh und Elvira von Gunten

In der Arbeit mit Migrationsfamilien beschäftigen wir uns laufend mit der Frage, wie die Sichtweise der KlientInnen angemessen berücksichtigt werden kann. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass ein Miteinbezug der Elternsicht die Grundlage für eine nachhaltige Planung, Durchführung und Wirksamkeit der entsprechenden Interventionen bildet. In der Praxis zeigt es sich, dass in der Arbeit mit Familien anderer Herkunft verschiedene migrationsspezifische Aspekte individuell geklärt und thematisiert werden müssen.

Die Sicht von MigrantInnen in der Familienbegleitung

Qualität aus Sicht der KundInnen

Von Gabriela Trautendorfer

Proqualis ist ein Projekt des unabhängigen, ausseruniversitären Forschungsinstitutes KI-I (Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen), welches vom Land Oberösterreich initiiert wurde und gefördert wird. Aufgabe von Proqualis ist es, die Sicht von KundInnen in Einrichtungen der Behindertenhilfe zu erheben. Die umfassende Beteiligung der KundInnen selbst dient dem übergeordneten Ziel des Empowerments von Menschen mit Beeinträchtigung.

Qualität aus Sicht der KundInnen

Plattform

Bericht zur Impulstagung Coaching und Soziale Arbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz

Von Wolfgang Widulle

Kandinskys «Roter Fleck» – endlich aufgeräumt! Mit Ursus Wehrli (2002) eröffnete Prof. Dr. Bernd Birgmeier von der Universität Eichstätt seinen Ordnungsversuch zu Coaching und Sozialer Arbeit an der gleichnamigen Impulstagung. Die am 22.11.2013 an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW in Olten durchgeführte Tagung stand in einer Reihe von Veranstaltungen und Publikationen der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, die Coaching-Forschung, -ausbildung und -praxis ins Gespräch bringen möchte.

Ein Modellprojekt selbst organisierter Tischgemeinschaften und sozialer Vernetzung im Alter

Von Esther Kirchhoff, Robert Sempach und Roger Keller

Empowerment-Ansätze der Sozialen Arbeit und der Gesundheitsförderung zielen darauf ab, eine selbstgestaltete Lebensführung zu unterstützen. Dieser Ansatz wird seit mehreren Jahren auch mit dem Netzwerk TAVOLATA – selbst organisierte Tischgemeinschaften älterer Menschen – verfolgt.

Januar - Ein Jahr neues Kindes- und Erwachsenenschutzrecht

SozialAktuell Januar:
Ein Jahr neues Kindes- und Erwachsenenschutzrecht

SozialAktuell versucht sich an einer Zwischenbilanz. Die NZZ schrieb dazu bereits im Oktober: «Nicht ohne Turbulenzen». Kommen wir zuerst zu positiven Aspekten: «Die gesetzlichen Grundlagen zur Verwirklichung von mehr Selbstbestimmung sind nahezu perfekt» (Christoph Häfeli), die öffentliche Hand investiert zusätzliche Mittel, die Zahl der KES-Behörden wird von 1414 auf 148 vermindert, eine klare Rollenteilung zwischen ihnen und den Mandatstragenden hält Einzug, interdisziplinäre statt Laienperspektive in der Behörde, die Rechtmässigkeit und Professionalität wird gestärkt. Daneben gibt es bei einem solchen «Jahrhundertprojekt » auch viele kritische Punkte: Braucht es tatsächlich noch 27 Behörden im Wallis? Das Verhältnis zwischen Gemeinden und Behörden ist oft gespannt, die Umstellung gestaltet sich nicht ganz überraschend holprig. Erste Behördenmitglieder sind bereits zurückgetreten, und Sozialdienste sind noch stärker überlastet als vorher. Es wird auch von Bürokratie und ausgesprochener Rechtslastigkeit in den Behörden gesprochen. Die Anforderungen an die Kooperation haben mit dem neuen KESR rundum zugenommen. In der Klientarbeit ist mehr Partizipation möglich und gefordert, das ist aufwendig. Mit den differenzierteren Strukturen wird die Zusammenarbeit anspruchsvoller. Wird das neue KESR auch in dieser Hinsicht zum Prüfstand für die Soziale Arbeit? Uns scheint es so: Verantwortliche von Sozialdiensten schreiben zwar bereitwillig über ihre Erfahrungen. Hingegen fanden sich kaum Behördenmitglieder aus der Sozialen Arbeit, die sich ungeschminkt äussern wollten. Das Verhältnis der Sozialen Arbeit zu andern Disziplinen insbesondere zum Recht scheint noch wenig gefestigt, es fehlt an einem klaren Selbstverständnis, aber auch an Kritikfähigkeit und positiver Streitkultur. Für einmal nehmen wir uns auch selber an der Nase.

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Aktuell

Die Lehrstellenregelung für Sans Papiers wirft Fragen auf

Von Ursula Binggeli

Am 1. Februar 2013 ist eine Regelung in Kraft getreten, die jungen Sans-Papiers unter bestimmten Voraussetzungen den Antritt einer Berufslehre ermöglicht. Es handelt sich um eine Kannformulierung – nichts ist sicher, und weil nicht nur die Jugendlichen, sondern auch ihre Familien ihre Identität offenlegen müssen, ist die Ungewissheit gross. Versuch einer Zwischenbilanz nach einem knappen Jahr.

Die Lehrstellenregelung für Sans Papiers wirft Fragen auf

Schwerpunkt

Eine Zwischenbilanz und Perspektiven nach einem Jahr

Von Christoph Häfeli

Am 1. Januar 2013 ist das neue Kindes- und Erwachsenenschutzrecht nach fast 20-jähriger Vorbereitung in Kraft getreten. Es löste das mehr als 100-jährige, seit Bestehen des ZGB praktisch unveränderte Vormundschaftsrecht ab. Die Revisionsbedürftigkeit war aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen, der Rechtsentwicklung in Europa und der Grundrechtsprechung des Bundesgerichts sowie der Bedürfnisse der Praxis seit Langem unbestritten.

Eine Zwischenbilanz und Perspektiven nach einem Jahr

Interviews mit StellenleiterInnen von Abklärungs- und Mandatsdiensten

Von Rahel El-Maawi

Hätte Tim früher mit dem Schlagen Schluss gemacht, wenn sein Wunsch von den Fachleuten und Behörden ernst genommen worden wäre? Tim ist ein introvertierter Jugendlicher, der zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen neigt und deshalb auf einer «Odyssee» durch Anstalten und Pflegefamilien ist – immer «auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen». Tim ist einer der Protagonisten im Film «Faustrecht» – einer empfehlenswerten Langzeitdokumentation über zwei gewalttätige Jugendliche. Tim hat mich nachdenklich gestimmt. Wie ernst nahmen seine BetreuerInnen die Selbstbestimmung und Mitwirkung?

Interviews mit StellenleiterInnen von Abklärungs- und Mandatsdiensten

Unterstützung bei komplexen Entscheidungssituationen

Von David Lätsch und Andreas Jud

Mit dem Inkrafttreten des neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrechts auf den 1. Januar 2013 hat sich das System des Kindesschutzes in der Schweiz gesetzlich reformiert. Die wichtigste Neuerung betrifft die Ablösung der bisherigen Vormundschaftsbehörden, die sich oft aus Laien zusammensetzten. An ihre Stelle treten professionelle Fachbehörden, die ihre Entscheidungen im interdisziplinären Austausch treffen.

Unterstützung bei komplexen Entscheidungssituationen

Das neue Erwachsenenschutzrecht in der Praxis

Von Daniel Rosch

Das neue Erwachsenenschutzrecht ist bekanntlich am 1. Januar 2013 in Kraft getreten. Der vorliegende Text soll ein erster Versuch einer Standortbestimmung sein bzw. erste Erfahrungen in der Umsetzung des neuen Rechts skizzieren.

Das neue Erwachsenenschutzrecht in der Praxis

Erfahrungen von SozialarbeiterInnen in den KESB

Von Armin Eberli

Sozialarbeitende, welche in den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden arbeiten, erleben ihre Tätigkeit als herausfordernd und die Zusammenarbeit zwischen Personen der verschiedenen Professionen zum Teil als sehr anspruchsvoll und schwierig. Nachfolgend werden die Erfahrungen und Eindrücke interviewter SozialarbeiterInnen zusammengefasst. Es wird versucht, daraus erste Erkenntnisse für die Stärkung der Sozialen Arbeit und die Entwicklung einer für alle Beteiligten erfolgreichen interdisziplinären Zusammenarbeit abzuleiten.

Erfahrungen von SozialarbeiterInnen in den KESB

Plattform

Prostitution – verboten oder erlaubt?

Von Susanne Gresser und Marija Jozic

Mit Begeisterung wird über das sogenannte Schweden-Modell diskutiert: Man könne doch einfach die Freier bestrafen, dann ist das Problem gelöst. Und zwar auf Kosten der Ausnutzer, der Männer, und nicht auf Kosten der Opfer, der Sexarbeiterinnen. Aber was mit jenen Frauen geschehen soll, die sich dafür entschieden haben, ihren Lebensunterhalt – und oft auch den ihrer Familien – mit sexuellen Dienstleistungen zu finanzieren, wenn man die Kundschaft bestraft und quasi das Gewerbe verunmöglicht, darüber wird nicht gesprochen.